Im Land von Asterix und Obelix - Unsere Reise durch die Bretagne und Normandie

27.05.2019

Die Bretagne hat es uns auf den ersten Blick nicht gerade angetan. Die Orte sind ruhig. Manchmal so still, dass es den Anschein hat, als wären alle weggezogen. Doch die Häuser und die Umgebung sind in einem stolz gepflegten Zustand und von verwunschener Schönheit. Diese Gegend scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Einsam und verschlafen und besonders entschleunigend. Wir waren froh ab und zu auf Leben zu treffen. Auch wenn dieses Leben meistens schon von höherem Alter war. Das passte zur Bretagne, denn es ist eine Gegend in der es sich im Alter entspannt leben lässt, dachten wir. 

Während wir in Carnac auf Obelix Spuren stossten und an hunderten, tonnenschweren Hinkelsteinen die Kraft des gallischen Zaubertranks verspüren durften, fühlten wir uns in Locoron in die Mittelalterzeit zurückversetzt. Rund um den Menez Hom stieg dann unser Aktivitätenparometer wieder an. Uns erwarteten Küstentrails zum Biken und wunderschöne lange, breite, einsame, goldbraune Sandstrände mit traumhaften Sonnenuntergängen. Und als wir schon bei der Anreise von der Ferne die Paraglider am Himmel erblicken konnten, war es vor allem auch um unser Fliegerherz geschehen. Wir fuhren direkt bis auf den Menez Hom und sahen uns sofort dort oben, inklusiver Traumaussicht wild campieren und morgens direkt von unserer Haustür aus an unseren Startplatz gehen. Reto konnte dann nicht mehr mal bis zum nächsten Morgen warten. Ihn trieb es noch am selben Abend in die Luft, während Sandra den Wind dann doch etwas zu heftig empfand. Dabei hatte Reto nicht den schönsten Abendflug seiner noch jungen Flugkarriere, doch sicherlich seinen bisher Aufregendsten. Einerseits entschied er das erste Mal ohne Coach am Mikrofon mit einem Rückwärtsstart bei Starkwind in die Luft zu starten und andererseits waren die Windstärken von 30 km/h schon an der Grenze seiner Schirmleistung und seines fliegerischen Könnens. Die Turbulenzen waren zwischenzeitlich so gross, dass er befürchtete vom Wind weggetragen zu werden. Daher legte er bald mal die Ohren an, um landen zu gehen.
Aufgrund der positiven Wettervorhersage sind wir die kommenden drei Tage wiederholt auf den Fliegerhügel. Doch optimale Flugbedingungen zum Hangsoaren haben wir keine gefunden, konnten aber von einem lehrreichen Groundhandling Nachmittag im Kreise französischer Flieger profitieren. Womit wir dann doch wieder eine Erfahrung reicher wären und unsere Schirme fast zum Ganzen vom Sand befreit. 

Entlang der rosa Granitküste führte uns der Weg über die gut erhaltene Mittelalterstadt Dinan bis in die Normandie. Die Anreise zum berühmten Mont Saint-Michel glich einer Suche im Labyrinth, damit wir eine Zufahrt in dessen Nähe finden konnten. Denn aufgrund des stattfindenden Marathons waren fast alle Verbindungsstrassen gesperrt. Diesem haben wir es wiederum zu verdanken, dass wir einen reizvollen Weg bis zum Kloster folgen konnten. Nach unserer einsamen Reise durch die Bretagne waren wir von der Anzahl der Menschen am Saint Michel schon etwas erschrocken. Hier geht es touristisch zu, doch es ist nachvollziehbar. Die Genialität dieses Bauwerks mit seiner Lage und Kulisse ist schon einen Besuch wert im Leben. 

Am Omaha Beach wirkt eine ganz andere Stimmung auf uns, wenn wir uns nur annähernd ins Kiegsjahr 1944 einzufühlen versuchen. Wo heute ein idyllischer, kilometerlanger, feiner Sandstrand auf uns wartet, erinnern noch einzelne Gedenktafeln und Museen an den geschichtsträchtigen D-Day. Bei faszinierender, friedlicher Sonnenuntergangsstimmung denken wir an Sandras Grossvater, der dazumal hier im Krieg um sein eigenes und um das Leben seiner Kameraden fürchten musste.

Bei der Wanderung auf den Trails der hundert Meter hohen Steilklippen der Alabasterküste fegt uns der Wind um die Ohren. Trotzdem entscheiden wir uns, unsere Reise in den hohen Norden fortzusetzen und mit der Fähre heute Nacht nach Südengland zu schippern. In Honfleur trinken wir noch in belebter Hafenkulisse ein Glas Cidre, den wir im Gegensatz zu den französischen Backwaren in Grossbritannien nicht vermissen werden. Frankreich ist so viel mehr als Paris und Notre Dame. 

© 2018 Sandra Gschnitzer & Reto Conrad. Alle Rechte vorbehalten.
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